Hilfsaktion zu Christenverfolgung in aller Welt

Die von KIRCHE IN NOT konzipierte Wanderausstellung „Verfolgte Christen weltweit“ tourt durch katholische Bildungseinrichtungen und Kirchen. In St. Margareta in Lengerich zeigt sie vom 15.März bis 06.April 2024 auf 14 Tafeln Bilder und Fakten über Länder, in denen Christen benachteiligt und verfolgt werden. Eine weitere Ausstellung zum Thema „Herausforderung Religionsfreiheit“ ist ebenfalls für Pfarreien und öffentliche Einrichtung verfügbar. Weiterführende Informationen sind über die Homepage KIRCHE IN NOT – ACN DEUTSCHLAND erhältlich.

Christenverfolgung in Indien und Pakistan

Gottesdienst am 16.03.2024 in St. Margareta - Presseinformation

Anlässlich der Ausstellungseröffnung „Verfolgte Christen weltweit“ des Hilfswerkes „Kirche in Not (ACN)“ fand Samstag um 17.30 Uhr in der Lengericher St. Margareta Kirche ein Gottesdienst zum Thema statt mit Schwerpunkt Indien und Pakistan. Die Veranstaltung wurde musikalisch vom Kirchenchor St. Margareta unter Leitung von Jan Kampmeier und Marc Rogge an der Orgel begleitet.

„Es ist nicht erforderlich, in die Katakomben oder ins Kolosseum zu gehen, um die Märtyrer zu finden“ zitierte Diakon Dietmar Mann in seiner Eröffnungsansprache Papst Franziskus. Christ sein war noch nie so gefährlich wie heute beschrieb er die Situation. 365 Millionen Christen in über 70 Ländern der Erde würden wegen ihres Glaubens intensiver Diskriminierung, Gewalt und Verfolgung ausgesetzt und könnten das seit Jahrzehnten international anerkannte Menschenrecht auf Religionsfreiheit nicht ausüben. In nicht einmal einem Jahr wurden zwischen 2021 und 2022 über 5.600 Christen wegen ihres Glaubens ermordet, führte er aus und stellte fest, dass in Deutschland und anderen westlichen Ländern davon viel zu wenig Notiz genommen würde.

Nach dem vom Chor gefühlvoll vorgetragenem Cyrie aus der Messe von Bruno Oscar Klein knüpfte der aus Indien stammende Pastor Linson Thomas an die Ausführungen des Vorredners an. Oft würden Christen in aller Welt bedrängt, ihrem Glauben abzuschwören, andernfalls würden sie ihr Hab und Gut verlieren, erklärte er. Auch würden sie fälschlicherweise der Blasphemie beschuldigt. Dennoch hielten sie an ihrem Glauben fest. Das würde zeigen, wie privilegiert wir hierzulande sind und auch Fragen aufwerfen. Zum Beispiel die Frage, ob wir das überhaupt erkennen oder auch die Frage, ob unser Glaube stark genug wäre, einer ähnlichen Situation Stand zu halten.

In einem gut 10-minütigen und unter die Haut gehendem Video zeigte er daraufhin Life-Bilder von brennenden Kirchen, wutentbrannten Massen und Einzeltätern aus Indien und Pakistan. Pastor Thomas erklärte die Szenen: „Die Zahl der Christenverfolgungen nimmt täglich zu. In Manipur wurden kürzlich mehr als 200 Kirchen niedergebrannt, und hunderte von Christen unter dem Vorwand eines ethnischen Konflikts getötet. Rechtsextremisten versuchen, die Wohltätigkeitsarbeit und positive Beiträge der Christen in Indien herunterzuspielen.“ Die heilige Mutter Teresa und andere Missionare, die sich für die Ermächtigung der Armen und Ausgegrenzten einsetzten, werden heute oft als Mittel zur Bekehrung fehlinterpretiert. Die Bilder zur Ermordung der Sr. Rani Maria sowie des australischen Missionars Graham Staines und seiner beiden Söhne zogen besondere Aufmerksamkeit auf sich. Die inzwischen selig gesprochene, mit vollem Namen Rani Maria Vattalil lautende, Inderin wurde durch eine Messerattacke ermordet. Die drei Staines schliefen in ihrem Van, als ein aufgewiegelter Mob das Fahrzeug in Brand setzte, woraufhin sie verbrannten, weil man sie an der Flucht hinderte. Pastor Thomas erklärte, die nun eingeleitete Passionszeit mit dem Betrachten des Leidens Jesu habe hier ihre Entsprechung. Wie Jesus getreu dem Leitsatz „Liebet eure Feinde“ vergeben konnte, so habe Staines Ehefrau dem Aufwiegler zum Mord an ihren Liebsten vergeben und die Eltern von Rani Maria dem Mörder ihrer Tochter. Die Brisanz der Entwicklung würde z.B. auch dadurch deutlich, dass Inzwischen 12 von 28 indischen Bundesstaaten sogenannte Antikonversionsgesetze erlassen haben, erklärte er weiter. Laut Kirche in Not sehen diese Gesetze z.T. Gefängnisstrafen bis zu zehn Jahren vor, wenn jemand unter Verstoß dagegen zu anderen Religionen als dem Hinduismus, insbesondere dem Christentum konvertiert. Dass es auch in Pakistan nicht besser aussieht zeigte Thomas am Beispiel eines 10-jährigen christlichen Mädchens auf, das man entführt und gewaltsam gezwungen hatte, zum Islam zu konvertieren. Die Sicherheit der Christen steht weltweit vor erheblichen Gefahren, schloss Thomas seinen Vortrag und rief zu Solidarität im Gebet und wo immer möglich auch zur Unterstützung auf.

Im weiteren Verlauf brachte sich der Chor mit den Texten der ursprünglich englischen Stücke „Bleib bei mir Herr“ von William Henry Monk und „Schaue ich zu deinem Kreuze hin“ von Lowel Mason, einfühlsam in die schwierige Thematik ein. Gefolgt von fünf Fürbitten, zu denen Linson Thomas jeweils eine Kerze entzündete. Unter dem Beifall der Anwesenden dankte er abschließend den Akteuren und insbesondere dem Chor für ihre Beiträge und lud zur Besichtigung der Ausstellung ein, die mit einer ganzen Reihe informativer Flyer und Broschüren zur kostenlosen Mitnahme aufwartete. Die nicht einmal zur Hälfte gefüllte Kirche leerte sich aber schnell. Ob das auf das eingangs erwähnte Dessinteresse in Deutschland zurückzuführen ist, liegt im Auge des Betrachters. Es könnte auch auf eine gewisse Abstumpfung oder Flucht gegenüber der Fülle besorgniserregender Nachrichten unserer Zeit zurückzuführen sein oder schlicht andere Gründe haben. Die Veranstalter jedenfalls appellieren an den Zusammenhalt unter Christen und laden dazu ein, diese sehenswerte und bis zum 06. April zu den Öffnungszeiten der Kirche frei zugängliche Ausstellung zu besuchen.

Vortrag von Stefan Stein zu „Verfolgte Christen weltweit“

Presseinformation

Trotz Wochenend-Frühlingstemperaturen war der am 06. April um 17:30 zum Abschluss der seit 15. März in der Lengericher St. Margareta Kirche präsentierten Ausstellung „Verfolgte Christen weltweit“ anberaumte Gottesdienst gut besucht. Viele folgten der Einladung des Referenten Stefan Stein von „Kirche in Not“ zum anschließenden Bildervortrag im Gemeindehaus.

Nach kurzer Einführung durch Diakon Dietmar Mann, stellte sich der aus Daun in der Eifel stammende Stefan Stein als Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Autor und Korrektor der Hilfsorganisation vor, für die er seit 2005 tätig ist. Das Werk wurde 1947 von Pater Werenfried van Straaten zur Linderung der Not deutscher Heimatvertriebener gegründet. Mittlerweile hilft die ausschließlich über Spenden finanzierte Organisation weltweit und unterstützt aktuell 5702 Projekte in 128 Ländern. Dabei wird der Franziskaner am Oberlauf des Amazonas genauso gefördert wie z.B. Bauprojekte in Indien, wo hunderte christlicher Kirchen und Einrichtungen durch Anschläge eines religionsfanatisch aufgewiegelten Mobs in Flammen aufgegangen sind, erklärte Stein. Obwohl 2022 in Deutschland dankenswerter Weise ein Spendenzuwachs von rund 5% zu verzeichnen war, sei es bedauernswert, wie wenig die Öffentlichkeit hierzulande Notiz vom Leid zahlreicher Christen in aller Welt nimmt. Deswegen sei die Ausstellung so wichtig, betonte der Referent, der das Projekt vom Münchener Büro aus betreut und mit etwa 4 Vorträgen in der Woche unterstützt. Die Ausstellung ist derzeit in dritter Auflage unterwegs und wird demnächst in Meschede und danach im sächsischen Freiberg zu sehen sein.

An weltweit 23 Standorten sammelt das Hilfswerk Spenden. Unter den Top 5 Empfängerländern rangiert aktuell die Ukraine mit 9,66 Mio. Euro Fördermitteln für 353 Projekte an erster Stelle, gefolgt von Libanon (8,42 Mio.), Indien (7,01 Mio.), Syrien (6,56 Mio.) und Brasilien (4,91 Mio). Auch im Ghazastreifen würde Kirche in Not helfen, führte Stein aus. Die christliche Gemeinde Ghaza-Stadt, mit rund 120 von insgesamt 1000 Christen im Land, wird über das lateinische Patriarchat in Jerusalem unterstützt und bietet momentan hunderten Flüchtlingen Zuflucht und Versorgung.

Allen Gästen wurde daraufhin eine Weltkarte ausgehändigt, an der die Ergebnisse einer alle zwei Jahre in Auftrag gegebenen Studie zu schwerwiegenden Verletzungen der Religionsfreiheit abzulesen war. Danach sind etwa ein Drittel der rund 200 Länder der Erde, in denen rund zwei Drittel der Weltbevölkerung leben, von massiven Verletzungen der Religionsfreiheit betroffen. Der Focus liegt auf Afrika und Asien, wo Diskriminierung, Hasskriminalität und religiös motivierte Gewalt besonders verbreitet ist und Verfolgung oftmals tödlich endet. Auffällig sei, dass nahezu flächendeckend eine Verschlechterung der Lage zu verzeichnen ist, obwohl in vielen Ländern Christen und Muslime oder Anhänger anderer Religionen früher in problemloser Nachbarschaft zusammengelebt hätten, erklärte Stein und benannte drei Hauptursachen für die Veränderungen: Zum einen breiten sich radikale und gewalttätige islamistische Bewegungen wie der islamische Staat, Boko Haram, ISWAP oder al-Shaabab immer weiter aus und gewinnen an Einfluss. Kleinste Minderheiten sorgen, oft regional begrenzt, für größte Dramatik. Zum anderen haben religiös-nationalistische Bewegungen enormen Zulauf. Militante Hindus in Indien oder Buddhisten in Sri Lanka oder Myanmar zum Beispiel dulden keine andere Religion als die eigene. Als dritte Ursache sind totalitäre Regierungssysteme wie Nordkorea oder China zu nennen, die jede Gruppierung unterdrücken, die das staatliche Machtmonopol gefährdet.

Der Referent verwies auf die Rechtslage: Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht, das über Artikel 18 der Charta der Menschenrechte der Vereinten Nationen genauso verbrieft ist wie über Artikel 10 der EU-Grundrechte-Charta oder Artikel 4 des Grundgesetzes. Jeweils ausgehend von einer Zahlen- und Fakten-Übersicht führte Stein den aufmerksam lauschenden ZuhörerInnen Land für Land den dort herrschenden Terror vor Augen. Nichts ließ die Anwesenden dabei so verstummen wir die gezeigten Bilder, Zeugenberichte und Videos, schwere Kost, die das damit verbundene Leid greifbar macht. Zum Beispiel Bilder vom Überfall bei einem Gottesdienst in Burkina Faso 2019 mit sechs Toten, wobei die Kirche gleich mit in Brand gesteckt wurde. Die Übergriffe haben extrem zugenommen, so dass sich jetzt fast die Hälfte des Landes in der Hand von Terroristen befindet. Über 2000 Schulen wurden geschlossen und in Koranschulen umgewandelt. Katholische Krankenschwestern müssen sich als Muslima verkleiden, um in den von Dschihadisten besetzten Gebieten Leben zu retten und Kranke zu versorgen.

In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, ist die Lage nicht anders. Dort werden Schulen überfallen, so dass 14 Mio. Kinder derzeit nicht zur Schule gehen, weil es so gefährlich ist. Für Gefangene werden Lösegelder erpresst, Priester würden wie Tiere in der Wildnis gejagt und Frauen vergewaltigt, verstümmelt oder zwangskonvertiert. Für weitere Informationen sei die Homepage kirche-in-not.de zu empfehlen, auf der auch die Broschüre „Hört ihre Schreie“ zum Download bereitliegt. Die mangelnde europäische Wahrnehmung der Brisanz der Entwicklung führt der Nigerianische Bischof Wilfred Chikpa Anagbe auf teilweise verharmlosende Berichterstattung zurück. So wäre in Europa nur von „Zusammenstößen“ zwischen christlichen Bauern und muslimischen Hirten vom Stamm der Fulami die Rede gewesen, in Wahrheit sei es aber islamistischer Terror, bei dem bewaffnete Banden, unbewaffnete Bauern niedergeschossen hätten. Allein beim Massaker in Mallagun kurz vor Weihnachten letzten Jahres waren 40 Menschen erschossen und 102 Häuser in Brand gesetzt worden.

Über Mozambik und Nordafrika, wo der Referent an die 21 koptischen Männer an einem Strand in Libyen erinnerte, die vom islamischen Staat enthauptet wurden, weil sie ihrem Glauben nicht abschwören wollten, spannte er den Bogen nach Vorderasien. Dort wären die Folgen der zehn Jahre zurück liegenden Verfolgungen zu spüren, so dass z.B. von den 2 bis 3 Millionen ehemals in Syrien lebenden Christen nur rund 500 Tsd. übriggeblieben sind. Im Irak werden Christen aktuell verfolgt, Kirchen zu Schießübungszentren umfunktioniert, christliche Häuser markiert und Christinnen und Jesidinnen auf Sklavenmärkten feilgeboten. Stefan Stein findet drastische Worte: „Es ist nur eine Frage der Zeit, wann das Christentum da ausstirbt, wo es einst entstanden ist“.  

Zu Indien und Pakistan verwies Stein auf den Vortrag von Pastor Linson Thomas am Gründonnerstag in St. Margareta. Mit Beispielen zum Überwachungsstaat China, der mit den Folgen für die Einschränkungen freier Religionsausübung nur noch von Nordkorea getoppt würde, schloss Stefan Stein seine Ausführungen. Alle Kirchen und Pfarreien, auch die der evangelischen Mitchristen, forderte er auf, sich am Buß-und Bettag, den 20. November 2024, an der Solidaritätsaktion „RED WEDNESDAY“ zu beteiligen. Mit diesem „roten Mittwoch“ ruft Kirche in Not jeden November dazu auf, Kirchen und öffentliche Gebäude als Zeichen für Religionsfreiheit und Solidarität mit verfolgten und diskriminierten Christen rot anzustrahlen und Aktionen, Gottesdienste und Veranstaltungen darauf auszurichten.

Texte und Fotografie: Peter Oehmen

Diakon Dietmar Mann (li.) und Pastor Linson Thomas (re.) während der Videopräsentation zum Thema Christenverfolgung in Indien und Pakistan

Pastor Linson Thomas entzündet fünf Kerzen zu Fürbitten: Für die unter Verfolgung leidenden, für den selbstlosen Einsatz zahlreicher Priester und Ordensleute, für unerschrockenes Bekenntnis zu Gott, für die voller Hass verblendeten Täter und für Stärke der Kirche im Kampf gegen jedes Unrecht.

Der Kirchenchor St. Margareta

Der Kirchenchor St. Margareta während der Aufführung unter der Leitung von Jens Kampmeier (vorne li.), an der Orgel begleitet von Marc Rogge (vorne re.)

Referent Stefan Stein von „Kirche in Not“ vor einem Ausstellungsdisplay

Beispielhafte Bilder zu Vorkommnissen im jeweiligen Land (hier Nigeria) veranschaulichen die Brisanz der Ereignisse besonders eindrucksvoll

Zum Abschluss der Veranstaltung fordert Stefan Stein alle Kirchen, Mitchristinnen und Christen in und um Lengerich auf, sich am „RED WEDNESDAY“ am Buß- und Bettag, den 20.11.2024 zu beteiligen.