Duodorant-Kabarett am 15.04.2024

Zurück aus der Zukunft – Neues von morgen für die Kirche von gestern

Die Kulturkirche St. Christophorus in Ladbergen wartete Sonntag, den 14.04.2024 wieder einmal mit einem besonderen Schmankerl für Kulturfreunde auf. Die Düsseldorfer so called „Hobby-Kabarettisten“ Thomas Alt und Markus Lüke-Artelt zeigten mit ihrem Programm, dass sie den Vergleich mit manchen Großen ihrer Zunft nicht zu scheuen brauchen und brannten zum schwierigen Thema „Kirche“ ein Feuerwerk witziger ,ulkiger, urkomischer aber auch tiefgründiger und zutiefst nachdenklich stimmender Beiträge ab. Nachdem Alexander Fenker die beiden als „Duodorant“ auftretenden Künstler vorgestellt hatte, forderte der fortan nur noch „Markus“ genannte und im wahren Leben als Informatiker tätige Lücke-Artelt das Publikum auf, mit „Du,Du,Du“ in das virtuos von seinem Counterpart, dem Pädagogen Alt alias „Thomas“, am Klavier begleite Eingangslied einzustimmend. Das ließ sich nicht lange bitten und bestätigte damit das Versprechen im werbewirksamen Liedtext „Duodorant macht dich frisch und hält dich wach – bringt dich durch den ganzen Tach“. Derart vorgestellt hatten die Beiden nun auch das Bedürfnis, das Publikum näher kennenzulernen, und eruierten sogleich den Anteil der konfessionellen Zugehörigkeiten, der etwa zu gleichen Teilen katholisch/evangelisch auszumachen war.

Das Duo erklärte den erwartungsfrohen Gästen, es sei soeben und ganz wie aus einschlägigen Filmen bekannt, zurück aus der Zukunft gekommen. Mit dem im weiteren Verlauf öfters zitierten Kindervers „Wir sehen etwas, was ihr nicht seht“ berichteten sie jeweils von neuen Erfahrungen und Visionen, die ein gänzlich anderes Bild von Kirche zeichnen. Beispielsweise hat sich die Kirche der Zukunft durch ein am kapitalistischen Leitbild des Erfolgsmodells „Wirtschaft“ orientiertes Qualitätsmanagement, zu einer von Instagram und TikTok abhängigen Konsumkirche gewandelt, mit Köln als Signal-Iduna-Domsitz. Fußgänger- und Rollator-Gottesdienste sind da ebenso an der Tagesordnung wie eine nach spezifischem Alter ausgerichtete Zielgruppensortierung, die neben alten, ganz alten und uralten Gläubigen eigens auch alte pensionierte Pfarrer sortiert. Diese würden im Jahr 2067 aber erst mit 93 Jahren in den Ruhestand gehen, ulkten die Humoristen. Derart eingestimmt brauchte es nicht einmal das Duodorant-Weihwasser, mit dem die als „Restchristen“ verballhornten Gäste besprengt, nein „erfrischt“ wurden, um hellwach und amüsiert dem weiteren Geschehen zu folgen. In dem stellte das Duo seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis:

Ein kurzer Turn zur Kulisse, die aus allerlei Kostümständern bestand, und schon bot sich dem Publikum z.B. ein Frauenpaar, das sich mit einem nur aus Markennamen bestehendem Vokabular unterhält, oder ein Engelspaar als Flugbegleiter auf einem Nichtsünderflug ohne Notausgang in die Ewigkeit, oder zwei Sportler, die im Fitness-Wahn alltägliche Absurditäten offenlegten oder ein Autofahrer in Begleitung künstlicher Intelligenz. Ein Blick auf den Ablaufplan an der Garderobe genügte den Vollblutkabarettisten, um eine große Bandbreite ihres Könnens abzuliefern, das kaum ein kirchliches Thema unberührt oder unkommentiert ließ. So sei die Kirche längst konfessionell fusioniert, berichteten Sie aus der Zukunft, mit dem Papst als Vorsitzenden und Frau Käsmann – mangels alternativer Beschäftigungsmöglichkeit – als zuständige Fahrerin im Verkehrsresort. Natürlich hätten sich viele Kandidaten für Architektur und das Bauwesen gefunden. Während der Petersdom nun konfessions- und Ministranten- freier Sitz der Gemeinschaft sei, habe der Papst jetzt auch Gelegenheit, das Weihrauchfass auf der Wartburg zu schwingen, erklärten die Kabarettisten den amüsierten Zuhörern. Die Vorstellungskraft von Duodorant entführte die Gäste in die unterschiedlichsten Zukunftsszenarien. Von dem Extrem der nahezu völlig aufgelösten Zukunftskirche, mit einem kleinen Glaubensrest im Weltkirchenzentrum Ladbergen, bis hin zum krassen Gegenteil,wo Fußballstadien gefüllt sind mit Rosenkranz betenden Fans und wo Straßengangs mit Taize-Gesängen durch die Städte ziehen, war alles dabei. Aus DER Zukunft hat sich das Duo dann doch wieder freiwillig in die Gegenwart geschickt.

Bemerkenswert, wie schnell es Thomas Alt zwischen den ausgelassenen Bühnenstücken immer wieder gelingt, mit seinem einfühlsamen und textlich wie musikalisch anspruchsvoll vorgetragenem Klavierspiel Kontrapunkte zu setzen. „Toll, was er aus dem Ladberger Klavier so alles rausholt“ kommentierte dann auch eine zufällig anwesende und in Ladbergen tätige Organistin. „Ich glaube an einen Gott, der lacht“ wollte man Alts Gesang gerne zustimmen und seiner Vorstellung von Gott folgen: „Ich glaube an einen Gott, der gerne singt“, „…der auch mal weint“, und gelegentlich „…zürnt“, „…der mit uns lebt“. 

Markus Lüke-Artelt wusste dagegen durch seine Spontanität und Kommunikation mit dem Publikum zu überzeugen. Gekonnt, wie er dem zustimmend nickendem Gästen Murphy’s Gesetz, „was schief gehen kann geht auch schief“, durch die Beschreibung von Alltagssituationen vor Augen führte, um es mit einem Brückenschlag zum Glauben und zur Religion in einer Gegenrede von der Alternative des positiven Denkens zu überzeugen. Duodorant musste wohl einen Schutzengel gehabt haben, da die Kabarettisten trotz aller potentiellen Gefahren im Leben und insbesondere im Straßenverkehr auf der A1, gesund und wohlbehalten den Weg nach Ladbergen gefunden haben. 

Mit „wann stellt jemand die richtigen Fragen“ widmete das Duo einen großen Teil ihres Auftritts dem Thema Ökumene und prognostizierte die Beantwortung dieser Frage, die zugleich auch Anliegen zu sein schien, in die Zukunft.  Dort hätten Koalitionsverhandlungen längst zu einer Agenda 2030 geführt und alle trennenden Fragen, auch noch vorhandene Unterschiede in der Auffassung zu Eucharistie, wären längst dem Einsehen gewichen, letztlich doch eines Glaubens zu sein. Das Klavierstück „Nur Stein“ widmete Duodorant den Orten des Glaubens und deren drohendem Schicksal, entwidmet, entweiht oder abgerissen zu werden. Der Hinweis, sie seien Orte gelebten Lebens gewesen, die Zeugnis ablegen vom Glauben vieler Menschen und Generationen, stimmte nachdenklich. Mit der kabarettistischen Aufführung der Fernsehsendung Deutschland sucht den Superpriester (DSDSP) hatte das Duo wieder alle Lacher auf ihrer Seite. Kein Wunder, dass es nicht ohne eine wunderbare Zugabe in Form eines Sketches mit durchweg aus Orts- und Länderbezeichnungen bestehendem Vokabular, davon kam. Natürlich durfte auch Ladbergen nicht ungenannt bleiben. Mit „Würselen“ für „Wiedersehen“ verabschiedete sich das Duo. Dem kann man sich mit der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen nur anschließen.

Fotos und Text Peter Oehmen

Veranstaltungsfotos

Peer Christian Stuwe – Ausstellung und Konzert am 09.03.2024

Die Ausstellung „Nachgedanken“ von Peer Christian Stuwe mit anschließendem Konzert der Band „dreimann“ wurde am
Samstag, den 9. März 2024 um 18:00 Uhr in der Katholischen Kirche St. Christophorus in Ladbergen eröffnet.

Raimund Pfohl von der Kulturkirche St. Christophorus begrüßte die Künstler und Gäste. Danach gab Kunsthistorikerin Ingrid Raschke-Stuwe eine Einführung in das ausgestellte Werk ihres Mannes.

Weitere Informationen
Die Ausstellung konnte vom 09. bis 24. März 2024, sonntags von 9.00 bis 11.00 Uhr und nach Vereinbarung in der Kulturkirche St. Christophorus, Waldseestraße 1, in 49549 Ladbergen besichtigt werden.

Weitere Informationen sind über die Homepage Stuwe oder den Pressebericht Westfälischen Naschrichten abrufbar.

 

Ausstellungsfotos