Weltgebetstag 2024

Durch das Band des Friedens

WN 04.03.2024

„…durch das Band des Friedens“ lautet das Motto des diesjährigen Weltgebetstages (WGT) der nach eigenem Bekunden größten Basisbewegung christlicher Frauen weltweit, der mit einem Gottesdienst am 1. März um 17 Uhr in der Kirche St. Margareta in Lengerich begangen wurde.

Eine der wichtigsten Aufgaben des WGT ist es, die Stimmen der Frauen aus dem aktuellen Weltgebetsland hörbar zu machen, in diesem Fall Palästina. Das hatte angesichts der grausamen Terrorakte vom 7. Oktober 2023 schon im Vorfeld zu Verwerfungen geführt, so dass eine Arbeitsgruppe des deutschen Komitees manche Einführungstexte „kontextualisieren“ und Hamas-freundliche Bildbeiträge einer Künstlerin ersetzen musste. Für die Veranstalter war es schwierig, mit den Geschehnissen umzugehen, denn dass der WGT aus Palästina kommt war schon vorher festgelegt worden. Von all dem war bei dem gut besuchten Gottesdienst nichts zu spüren und wer mit dem Argument der thematischen Überforderung ferngeblieben war, wurde eines Besseren belehrt. Nach vorangegangenen trüben Tagen durchflutete viel Sonnenlicht den Raum als der eigens zu diesem Anlass gegründete Projektchor das Friedenslied „Yarabba ssalami“ anstimmte. Mit Unterstützung des Chores „Scheunenglück“ unter der Leitung von Julia Prigge sangen die Frauen mit Instrumentalbegleitung „Bring uns zur Vernunft in den Verirrungen der Welt“ und „fülle mit Liebe unser Herz“. Diese Thematik prägte die Veranstaltung, die an Hand eines sorgfältig ausgearbeiteten Begleitheftes mit zahlreichen Lied- und Gebetsbeiträgen sowie drei Erzählungen zu den Lebenssituationen der Palästinenserinnen Eleonor, Lina und Sara nachvollzogen werden konnte.

Das Heft steht als PDF auf weltgebetstag.de zum Download zur Verfügung.

Zunächst aber klärte ein Bildvortrag über die aktuelle Situation der Christen in Palästina auf. Danach bilden sie nur eine verschwindend geringe Minderheit von grade mal 1% der Bevölkerung, die mit 2,5 Millionen Einwohnern mehrheitlich im 5680 Quadratkilometer großen Westjordanland lebt. Nicht nur die 620.000 nach internationalem Recht illegal dort ansässigen israelischen Siedler, sondern auch hohe Mauern zerstückeln das Land und nehmen Bewegungsfreiheit. Das hat auch Auswirkung auf die Landwirtschaft, von der ein Großteil der Bevölkerung lebt. Noch problematischer ist die Situation im Ghaza-Streifen, wo auf nur 360 Quadratkilometern mit 2 Millionen Einwohnern fasst ebenso viele Menschen leben.

Unter diesen Lebensumständen benötigen insbesondere Frauen viel Mut und Kraft für ihren Alltag. Daher wurde von den Organisatorinnen der Olivenbaum als Symbol für Widerstandskraft ausgewählt und abgebildet in Ansichtskarten zusammen mit Friedensbändchen an alle TeilnehmerInnen verteilt. Die Karten wurden mit dem Friedensgruß „Salaam al Massih“ für „Der Friede Christi“ mit jeweils einer rückseitig notierten Friedensbotschaft ausgetauscht. Die kleinen Friedensbänder fanden ihre Entsprechung in einem großen mit Worten bestickten Textilband, dass nach jeder Geschichte weiter aufgerollt wurde und passende Begriffe dazu sichtbar werden ließ. Der am Altar neben dem Gewand einer Palästinenserin präsentierte Olivenbaum wurde sodann mit Anhängern geschmückt, die zum Text der Lesung aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus passen. Dort heißt es: „Ertragt euch gegenseitig in Liebe. Bemüht euch darum, die Einheit zu bewahren“ und „Der Frieden ist das Band, das euch alle zusammenhält“. Eindrücklicher kann man der Hoffnung auf Dialog und Versöhnung kaum Ausdruck verleihen.

Mit einem Segen und Worten der Ermutigung, gegen Unterdrückung, Gewalt und Diskriminierung gegenüber Frauen einzustehen und für den Frieden zu arbeiten, endete der Weltgebetstag, dessen Spendenertrag von 533,60 € der palästinensischen Minderheit der dort lebenden Christinnen zu Gute kommt.

Bild und Text: Peter Oehmen