Gedanken zur Zukunft der Kirche

Bild: Yohanes Vianey Lein In: Pfarrbriefservice.de

von Daniel Narberhaus

Zukunft, die ist manchmal ganz schön weit weg.

Vor 5 Jahren haben wir hier in unserer Kirchengemeinde an einem Samstag ein Planspiel durchgeführt. Wir haben die fiktive Situation versucht zu durchleben, wie es wäre, wenn wir keine hauptamtlichen Seelsorger und Seelsorgerinnen mehr in unserer Pfarrei hätten. Eine vermeintliche Zukunft.

Die Erkenntnis war, dass das Gemeindeleben auch weiter existieren wird. Außer für die Feier der Eucharistie gäbe es keine "legale" Lösung.

Und plötzlich ist das Morgen da!

Der Ort, in dem ich aufgewachsen bin, gehört zu einer Kirchengemeinde mit zwei Kirchtürmen. Eine klassisch katholisch geprägte Region mit Bürgermeister und Pfarrer in ihren Rollen.

Und innerhalb vier Wochen kamen dieser Kirchengemeinde zwei indische Pater, ich sag mal, abhanden. Der eine wurde zum Bischof in seiner Heimat berufen, der andere wurde auf eigenem Wunsch in eine andere Pfarrei versetzt. Und da waren es nur noch eine junge Pastoralreferentin und ein Pfarrer.

Es traf sie, mehr oder weniger, unvorbereitet. Anders als hier bei uns hat sich dort noch keine Struktur neben der gewöhnlichen Eucharistiefeier gebildet, außer vielleicht solche Klassiker wie Rosenkranzgebete.

Die Zukunft ist grau und dunkel.

Wenn wir auf die Schätzungen zur Entwicklung der Personalstruktur in der katholischen Kirche schauen, dann sieht das nicht gut aus für die Kirche, wie wir sie heute kennen, bzw. aus der Vergangenheit kannten.

Die fiktive Situation aus unseren Planspiel von damals wird früher oder später Realität werden. Vielleicht noch nicht in den nächsten 5 Jahren, aber vielleicht, oder sogar wahrscheinlich in 15.

Doch man kann sich darauf vorbereiten. Eine erste Reaktion auf Bistumsebene darauf ist die Bildung von neuen organisatorischen Strukturen. Schlagwort: Pastorale Räume. Wie und ob sie funktionieren, wird sich zeigen.

Aber reicht das? Ist das genug?  - Nein!

Der eine oder die andere weiß vielleicht, dass ich als Ingenieur in der Entwicklungsabteilung eines Maschinenbauers arbeite. Dabei ist es meine Aufgabe mit wechselnden Teams die Dinge für Morgen, und am besten sogar für Übermorgen zu entwickeln. Was das sein wird und wie wir da hinkommen, wissen wir oft genug nicht.

Aber was uns motiviert und was uns verbindet, ist eine gemeinsame Grundidee, eine Vision, ein fernes, grob skizziertes Ziel.

Und wie fängt man an, wenn man keine Ahnung hat, wie es gehen soll?

Man macht viele kleine Schritte. Nacheinander. Nicht zu groß. Wohl definiert. Und dann schaut man was passiert. Man probiert es aus. Wenn es gut ist, macht man damit weiter. Wenn es nicht gut war, schaut man, was man anders machen könnte, oder verwirft gar diesen Schritt und hört damit auf und macht etwas Anderes, etwas Neues. Das nennt sich agiles Vorgehen. Manchmal wird auch vom Prinzip des schnellen Scheiterns gesprochen.

Das klingt es mal nach wildem Herumprobieren, nach Chaos, Anarchie. Ja, wäre es auch, wenn man sich nicht ein paar methodischen Hilfsmitteln bedienen würde und sich an Regeln hält. Eine Regel ist zum Beispiel, dass jeder im Team davon überzeugt ist, dass jeder und jede sein Bestes gibt und seinen Beitrag zum Ganzen leisten will und niemand vorsätzlich destruktive Dinge tut. Und es bedarf eine Kultur der Fehlertoleranz. Also kein Fingerzeigen auf andere.

Im Grunde genommen, benötigt man eine ur-christliche Einstellung.

Den Glauben daran, dass es gut wird, was auch immer kommen mag.

So wie die Jünger damals. Sie wussten auch nicht sofort, was die Auferstehung bedeuten würde. Sie hatten keine genaue Vorstellung davon, wie es weitergehen könnte. Aber im Inneren hatte sie eine Überzeugung, eine Idee. Und sie haben es einfach gemacht, haben Dinge ausprobiert, und sind auch immer wieder gescheitert.

Hätten sie damals nicht den Mut gehabt, den Problemen von damals zu begegnen, neue Schritte zu wagen, den Sorgen der Zukunft zu trotzen, wären wir heute nicht hier.

Ich habe das Gefühl, dass der Kirche von heute manchmal dieser Mut abhandengekommen ist. Aber letztendlich liegt es an jedem von uns, was wir daraus machen. Jeder von uns kann kleine Schritte wagen und Kirche von morgen mitgestalten.

Ein weiterer Punkt, der für so ein agiles Arbeiten notwendig ist, ist die Art der Führung, der Leitung. Während wir aus der Vergangenheit sehr hierarchische Strukturen kennen und gewöhnt sind, wo der Chef sagt, wo es lang geht, und was gemacht wird, ist es jetzt erforderlich die Dinge dort entscheiden und gestalten zu lassen, wo die Kompetenz ist. Chefs von heute müssen sich vom Entscheider zum Ermöglicher entwickeln und andererseits müssen die Teams den Mut haben, auch Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.

Und ich glaube, auch Jesus hat sich damals nicht als der Chef und Entscheider verstanden.

Aber soll das jetzt heißen, dass jetzt jeder machen kann was er will?

Nein, natürlich nicht. Es braucht Leitplanken in denen man sich bewegen kann, oder einen Leitfaden, an dem man sich orientiert. Und es braucht eine Koordination der Dinge, die geschehen sollen, damit nichts doppelt oder zu einem falschen Zeitpunkt gemacht wird. Das ist eine riesige Herausforderung, wenn nicht sogar die größte. Dafür braucht man gute Kommunikation, in alle Richtungen, auf allen Ebenen, von allen Beteiligten. Wie das gut und gemeindeteilübergreifend bei uns und gar im pastoralen Raum funktionieren kann, weiß ich auch noch nicht. Das muss sich entwickeln. Das müssen wir noch lernen, ausprobieren, und vielleicht auch mal scheitern, um es dann noch einmal anders zu machen.

Aber wir haben in unsere Kirchengemeinde schon diese Leitplanken bzw. diesen Leitfaden - unseren Lokalen Pastoralplan - bald auch in einer neuen überarbeiteten Version. Daran können wir uns, also jeder von uns, orientieren und neue Wege gehen, am besten immer in kleinen Schritten.

Und um unser aktuelles Jahresthema "Wie viel ist genug?" ganz zum Schluss einmal aufzugreifen: Wie viele Schritte sind genug? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich viele. Nur Stehenbleiben wäre zu wenig.

Zukunft, die ist manchmal ganz schön weit weg und dennoch beginnt sie auch immer - jetzt.

Pfarrbüro

Bei vielen Fragen, Absprachen und Anliegen wenden Sie sich zuerst an das Pfarrbüro. Dort helfen Ihnen unsere Pfarrsekretärinnen gerne weiter.

  • Montag:          09:30 - 12:30 Uhr
  • Dienstag:       09:30 - 12:30 Uhr
  • Mittwoch:      09:30 - 12:30 Uhr
  • Donnerstag:  16.00 - 18.30 Uhr
  • Freitag:           09:30 - 12:30 Uhr

(Abweichende Öffnungszeiten in den NRW-Schulferien.)

Telefon: 05481/846 15 90

E-Mail: selnielsstensen-lengerich@bistum-muenster.de

Sie finden das Büro in Lengerich an der Kolpingstr. 14.

Pfarrdialog

Der neue Pfarrdialog zum Anschauen und Download.