Schöpfungsverantwortung – großes Interesse und reger Austausch

Protagonisten ökofairen Engagements vor Ort: v.l. Maria Beumer, Dr. Alois Thomes, Dr. Birgit Hegewald, Peter Kossen, Petra Brockmeyer, Anke Huth

Etwa 60 Interessierte, unter ihnen auch Bürgermeister Wilhelm Möhrke, konnte Dr. Alois Thomes als Sprecher der Steuerungsgruppe „Zukunft einkaufen“ zu einem Vortrags- und Diskussionsabend im Gemeindehaus der Katholischen Kirchengemeinde Seliger Niels Stensen begrüßen.

 

Dr. Birgit Hegewald, Ethikerin an der Uni Osnabrück, und Pfarrer Peter Kossen gaben Impulse zur Schöpfungsverantwortung. Sie bezogen sich dabei immer wieder auf „Laudato si“, die Enzyklika des Papstes „über die Sorge für das gemeinsame Haus“. Einen breiten Raum in der Diskussion nahm das Thema „Eigenwert der Geschöpfe“ ein, die Ehrfurcht vor allem Leben, die mit Albert Schweitzer so umschrieben wurde: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Mit Papst Franziskus wurde die verantwortungslose Herrschaft des Menschen über die anderen Geschöpfe abgelehnt: „Der letzte Zweck der anderen Geschöpfe sind nicht wir.“ Die Qualzucht von Tieren, das wurde deutlich, und ihre Verzweckung als reine Milch- Eier- und Fleischlieferanten wird zunehmend in der Öffentlichkeit Frage gestellt.

 

Unter der Überschrift „Konsumismus und Wegwerfgesellschaft“ erinnerte Pfarrer Peter Kossen daran, dass Fleisch aber auch Kleidung und andere Güter ohne Wertebewusstsein verramscht werden, von vorneherein als Wegwerfware produziert, und dass im Produktionsprozess Menschen mit der gleichen Respektlosigkeit und Verachtung behandelt werden. Kossen wies darauf hin, dass es allein in Münster 400 bulgarische Prostituierte gibt und dass Zwangsprostitution ein „Nebenprodukt“ der Missstände in der Fleischindustrie ist: „Fleisch ist Fleisch“. Das anhaltende Schreddern von 46 Millionen Küken in Deutschland im Jahr und das Schlachten von 180000 tragenden Kühen regte die Anwesenden zur Diskussion an über Auswege aus einer Wegwerfkultur, die Lebewesen zu Abfall reduziert.

 

Dr. Birgit Hegewald zitierte Papst Johannes Paul II.: Die Gläubigen müssen erkennen, dass „ihre Aufgaben im Bereich der Schöpfung, ihre Pflichten gegenüber der Natur und dem Schöpfer Bestandteil ihres Glaubens sind.“ Einvernehmen gab es bei möglichen Handlungsoptionen: Mehr pflanzliche Kost als Fleisch verzehren; Kaufen als moralische Handlung: Ausbeuter in der Fleischindustrie boykottieren; saubere Stromanbieter wählen; Bahn statt Kfz; Flugreisen nur, falls unbedingt notwendig; möglichst keine Kreuzfahrten; Steckdosenleisten statt „stand by“.