Interessierte Zuhörer beim Schöpfungstag 2017

Interessiert verfolgten die zahlreichen Zuhörer im Gemeindehaus St. Margareta die Ausführungen von Georg Knipping über FAIRTRADE- Produkte. Foto: H. Paulisch

Schöpfungstag 2017 – Auf dem Weg zu einer Öko-fairen Gemeinde.

Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude, sagt der Volksmund. Die Katholische Kirchengemeinde kann sich auf die Auszeichnung als „Öko-Faire Gemeinde“ freuen. Weihbischof Dr. Christoph Hegge hat zugesagt, am 14. Dezember 2017 zur Übergabe des Zertifikats in die Pfarrei Seliger Niels Stensen zu kommen. Lengerich wäre nach einer Gemeinde in Münster die zweite Gemeinde im Bistum, die diese Auszeichnung erhält.

Die Arbeitsgruppe „Zukunft einkaufen“ der Kirchengemeinde führte in den vergangenen Jahren bereits viele Aktionen zum Programm „Öko-faire Gemeinde“ durch. Über die KFD wurden regelmäßig fair gehandelte Produkte verkauft. Am Donnerstag fand im Gemeindehaus St. Margareta ein Informationsabend zum Thema statt. Nach einem Themengottesdienst, der vom Kirchenchor St. Margareta unter der Leitung von Stefan Rauch eindrucksvoll gestaltet wurde, berichtete Georg Knipping von der FAIR-Handelsgesellschaft Münster über die Organisation in Deutschland und weltweit. Der „Schöpfungstag“ stand unter dem Thema „Fairer Handel schafft Perspektiven“.

Georg Knipping erläuterte die Struktur der weltweit aktiven Organisation FAIR- TRADE. Er sei Theologe, Tischler und Kaufmann und angestellt beim „Arbeitskreis Eine Welt“ und zuständig für Beratungsarbeit. 25 Gruppen hätten eine Gemeinschaft gegründet. 20 Weltläden und 120 Aktiv-Gruppen gehörten dazu. Bistum, Ev. Kirche und Hilfswerke würden den Verein unterstützen, erklärte Knipping.

Gerechtigkeit sei das Thema in diesem Jahr. Die Notwendigkeit für Veränderungen unterstrich Knipping mit Zahlen. 850 Millionen Menschen hungerten, 1,2 Milliarden Menschen lebten in bitterer Armut, 80 Millionen Kinder arbeiteten, oft ausbeuterisch. 20 Prozent der Weltbevölkerung verbrauchten 70 Prozent der Energie und 60 Prozent der Nahrungsmittel. Die gerechte Verteilung sei ein Problem. Der brasilianische Bischof Dom Helder Camara habe schon vor Jahrzehnten hingewiesen auf die ungerechte Verteilung und habe gefordert, diese Unrechtsstrukturen zu ändern, er habe angemessene Preise für die Erzeuger gefordert. Eine Forderung, die auch von den Vereinten Nationen unterstützt werde, so der Referent.

Ende der 60er Jahre hätten sich auch in Deutschland junge Menschen engagiert für mehr Gerechtigkeit in der Welt und eine Umgestaltung des Wirtschaftssystems. 1975 sei der Weltläden-Dachverband gegründet worden, 2002 dann das Forum Fairer Handel. 2016 habe es in Deutschland 800 Weltläden und 5000 Aktivgruppen gegeben. Auch Supermarktketten hätten Fair-Trade-Produkte in ihr Sortiment aufgenommen. So machte die weltweite Fair-Trade-Bewegung in 2016 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. erklärte Knipping.

Der Referent berichtete vom Anfang der Bewegung, wie engagierte Importeure Kleinbauern in Nicaragua aufsuchten und sie überzeugten, Kaffee anzubauen. Er erzählte auch von Geschmacks-Kritik und der Konsumorientierung in den 90er Jahren, Qualitätsverbesserung, die Aufnahme neuer Produkte und auch Rezeptbroschüren. Gemäß den Regeln eines modernen Marketings wirbt die Fair-Trade-Gemeinschaft nun jährlich bundesweit in „fairen Wochen“ für ihre Produkte. Wer die Bewegung unterstützen wolle, sollte in Läden nach Waren mit dem Siegel „FAIR-TRADE“ Ausschau halten. Knipping stellte auch Aussagen von Produzenten der Fair-Trade-Waren in Südamerika und Asien vor, die durch diesen Handel ihre Existenz sichern können.

In der Diskussion fragten Zuhörer nach Kontrollmechanismen was die Vermeidung von Kinder-Ausbeutung, Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen und auch die Verpflichtung zu ökologischem Anbau betrifft. FairTrade orientiere sich an einem ISO-System. Auf die Frage, wieviel von dem erzielten Umsatz die Produzenten erhalten würden, erklärte Knipping das Prinzip der Drittelung, das heißt, ein Drittel des erzielten Preises solle der Produzent erhalten.

Der Pfarreiratsvorsitzende Dr. Alois Thomes dankte dem Referenten für seinen interessanten Vortrag und erinnerte daran, dass die Stadt Lengerich wie auch die Gemeinde Ladbergen zu den 500 Kommunen in Deutschland zählen, die den Titel „Fair-Trade-Gemeinde“ tragen dürfen. Er berichtete auch von einem Erfahrungsaustausch darüber, wo Fair-Trade-Produkte in Schulen angeboten werden könnten.

 

28.09.2017, Maria Wellmeyer