Rückblick, Einblick und Ausblick in das Gemeindeleben - 60 Jahre St. Hedwig

Die Sonne lachte mit den Sonnenblumen und den einhundert Gästen auf dem Festzelt um die Wette, als am Samstag die katholische Kirchengemeinde Seliger Niels Stensen das 60-jährige Bestehen der Kirche St. Hedwig feierte. Der runde Geburtstag des Gotteshauses an der Elbinger Straße bereitete den Anwesenden einige emotionale Momente, wird der Bau doch im nächsten Jahr einem Seniorenzentrum weichen.

"Gedacht war sie als Provisorium, aber St. Hedwig ist stehen geblieben", äußerte sich Pfarrer Peter Kossen,  der den Gottesdienst feierte, zur Kircheinweihung im November 1961. In seiner Predigt hob der Geistliche hervor, dass St. Hedwig als Heimat für Ostvertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg immer dafür gestanden habe, dass "das Volk Gottes auf dem Weg" sei. Die Kirche bewege sich "zu den Menschen hin", diene "als Zufluchtsort, um bei Gott anzukommen" und besonders im Stiftsort "ist St. Hedwig ein Treffpunkt voller Sympathie und freundschaftlicher Beziehungen".

Peter Kossen erklärte der Gemeinde, dass das im Altarbereich zu sehende schlichte Kreuz aus einem alten Leedener Altar gefertigt worden sei: "Neue Zeiten verlangen neue Lösungen" machte er Mut, dass sich die Mitglieder der katholischen Gemeinde auch nach dem Kirchenabriss weiterhin in der Dorfgemeinschaft engagieren "und so die Welt ein Stück heller machen". Das geplante Seniorenzentrum darf an der Stelle ein kirchlicher Ort bleiben, werde es doch einen Kapellenraum geben, den die katholische Gemeinde nutzen dürfe.

Der Blick zurück in die Geschichte von St. Hedwig erfolgte auch durch das Ensemble "conTakt", das mit Unterstützung weiterer Musiker deutsch-, englisch- und portugiesischsprachige Lieder präsentierte. Besonders das von Inge Zumsande getextete Lied "St. Hedwig" war eine liebevolle Hommage an den schlichten und in die Jahre gekommenen Kirchbau. "Man geht hier anders weg als man vorher kam" brachte eine Liedzeile die Gefühle vieler zum Ausdruck.

Dem Gottesdienst folgte nach einer Erfrischungspause mit Getränken im mit Sonnenblumen sommerlich dekorierten Zelt ein Festakt, durch den die Gemeindemitglieder Marie-Theres Himstedt und Björn Igelbrink führten. Gemeinsam mit Christian Himstedt hatten die Beiden zum 60. Kirchweihfest zwei Filmbeiträge produziert, in dem große wie kleine Stiftsortbewohner schilderten, was sie mit St. Hedwig verbinden, wann sie das erste Mal in der Kirche waren oder wo ihr Lieblingsplatz oder -gegenstand sei.

Dem bewegenden Rückblick und Einblick im Filmformat schloss sich ein unterhaltsames Podiumsgespräch der Moderatoren mit Irmgard Roters und Andreas Finke an. Die Kirchenführerin, Küsterin und Kommunionhelferin sowie der Sohn des Mitbegründers von St. Hedwig, Johannes Finke, tauschten sich humorvoll über das Baumaterial der Kirche, die Beschaffenheit des ersten Altars oder die Anfänge des Gemeindelebens in den Nachkriegsjahren aus. Sie sprachen über die ersten Gottesdienste, die nachmittags in der Looser Schule stattfanden und wo die schlesische Mundart gepflegt wurde, aber auch von Menschen wie "Opa Paul Veit", der als einarmiger Kriegsversehrter dennoch viele Jahre die Kirchenglocke von Hand geläutet hat.

Ein zweiter Filmbeitrag folgte mit einem Ausblick. So äußerten sich die Befragten zu ihren Gedanken zum bevorstehenden Kirchenabriss oder benannten, was sie St. Hedwig zum 60-jährigen Bestehen wünschen.

Auf dem Rasenstreifen vor St. Hedwig winkten abschließend alle für ein Foto der Drohne über ihren Köpfen zu, ehe mit einem gemeinsam gesungenen Abschiedslied dieses letzte große Gemeindefest ausklang.