Sommerkirche in St. Hedwig

Sonntags fängt der Tag bei uns etwas später an. Noch am Frühstückstisch hörten wir, wie das Glockengeläut von Maria Frieden zum Gottesdienst rief. Wir schauten uns fragend an: „Wenn wir jetzt gehen, kommen wir nicht zu spät“. „Nein“, sagte meine Frau „Du wolltest nach Leeden zur Sommerkirche“. „Ja, stimmt“, sagte ich. Und so machten wir uns auf den Weg nach Leeden und widerstanden der verlockenden Nähe zu unserer heimischen Kirche.

Die Reihen der Kirchenbänke in St. Hedwig waren gut besetzt und ich erkannte Gesichter aus Ladbergen, Lengerich, Lienen und Tecklenburg. Die Musikgruppe conTakt spielte sich mit dem Lied „Cantai ao Senhor“ ein. Spätestens nach dem Lied wurde jedem, der die Vorankündigung in der WN nicht gelesen hatte, klar, welches Thema der Gottesdienst haben würde. Die Hinführung zum Thema räumte letzte Zweifel aus. Brasilien, Steffi Langkamp und ihre Projekte „Casa Dia“ ein Drogenrehabilitations­zentrum und „Kinder des Himmels“ in Arraial, wurden mit Bildern und Texten vorgestellt. Diese Projekte werden seit vielen Jahren von St. Hedwig in Leeden unterstützt.

Für mich in der Kirchenbank ein Thema, mit dem ich in meinem Alltag nicht viel zu tun habe und deshalb aufmerksam dem Glaubenszeugnis von Maria Beumer folgte. Brasilien steht für mich und viele andere für Fußball, Weltmeisterschaft, Zuckerhut, volle Strände, ausgelassenes Leben und soziale Unruhen. Eben das, was uns über die Medien täglich vermittelt wird. Aber das Leid durch Drogen und der elende Alltag der Straßenkinder ist nicht so präsent. Hier hörte ich von Menschen, die durch den Einsatz ihrer Lebenszeit, eigenen und gespendeten finanziellen Mitteln, beseelt sind, Drogenabhängigen und Straßenkindern eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen. Menschen wie Steffi Langkamp und ihre Mutter Hiltrud, Casa Dia-Gründer Flávio, die Mäusegruppe, die kfd und viele, viele andere Unterstützer. Die Kollekte war bestimmt für die Projekte in Brasilien und ich ließ es im Klingelbeutel statt klingeln, wie viele andere auch, gerne ein wenig rascheln.

Einen schönen Vergleich brachte die Musikgruppe conTakt mit dem Lied „Mandacaru“ einem Kaktus, der in der Wüste trotz lebensfeindlicher Umgebung Blüte und Schönheit hervorbringt. In den Wüsten der Schöpfung funktioniert das irgendwie von ganz allein. In den vom Menschen geschaffenen Wüsten bedarf es jedoch der Nachhilfe.

Danke allen, die uns das in diesem Gottesdienst vor Augen geführt und etwas nähergebracht haben. So klang auch der sechste und letzte Gottesdienst der Sommerkirche 2017 mit einem reichhaltigen Buffet und fröhlicher Stimmung aus. Am nächsten Sonntag höre ich dann wieder auf den Ruf meiner heimatlichen Kirche.

20.08.2017, Heino Paulisch