Sommerkirche in Maria Frieden

Manchmal ist man auf Hilfe angewiesen. Dann gelingt, was man sich vorgenommen hat, nur mit der Hilfe anderer. So ist es auch dieses Mal. Ich konnte nicht sein, wo ich hätte sein wollen. Andere, unvorhergesehene Ereignisse forderten meine Präsenz und Aufmerksamkeit anderswo. Dann ist gut, wenn man weitere Augen und Ohren „zu Hause“ gelassen hat. So haben meine zweiten Augen die hier eingestellten Fotos gemacht und meine weiteren Ohren vernahmen die gesprochenen Worte.

 

„Auf dem Weg“, so das Motto des Gottesdienstes in Maria Frieden. Im Mittelgang der Kirche waren in einer langen Reihe Egli-Figuren aufgestellt. Für jede Gemeinde eine Gruppe. Alle waren sie auf dem Weg zu Jesus, der ihnen mit ausgebreiteten Armen entgegensah.

Um die Zeit, als die Gemeinde sich auf den Gottesdienst einstimmte, war ich auch auf dem Weg, auf der A1 bei Hamburg. Meine Gedanken waren schon in Lienen und ich war gespannt, was meine zweiten Augen und Ohren wohl zu sehen und zu hören bekommen.

 

Wie bei allen bisherigen Gottesdiensten der Sommerkirche fiel auch dieser aus dem üblichen Rahmen. Zum Kyrie wurden Fragen gestellt, die sich jeder vielleicht schon selbst gestellt hat. „Herr, ich frage mich, wie bin ich auf meinem Lebensweg unterwegs: Stolpere ich manchmal über Steine, die auf meinem Weg liegen? Befinde ich mich in einer Sackgasse? Führt mein Weg ins Licht? In diesem besonderen Gottesdienst, hatte wohl jeder andere Antworten.

Die einfühlsame musikalische Begleitung unserer Organistin am Keyboard vom Altarraum aus und die Lieder „Vertrau den neuen Wegen“, „Zeige uns den Weg“ oder „Durch das Dunkel hindurch“, verstärkten die besondere Stimmung.

Anstelle der Lesung wurde die Geschichte des Hundes Jennie, der buchstäblich die „Schnauze voll“ hatte, vorgetragen und ließ die Zuhörer nachdenklich werden. „Es muss im Leben mehr als alles geben,“ dachte Jennie und lief davon. Eine Schlussfolgerung voller Widersprüche: Kann es denn noch mehr als alles geben? Lebe nicht am Leben vorbei! Das Wichtigste kannst du dir nicht verdienen. Du kannst es dir nur schenken lassen und dankbar annehmen.

Die Fürbitten kamen aus der Bank heraus. Eine davon: „Herr, hilf uns, dass wir nie von deinem Weg abweichen.“ Eine Bitte, die nicht immer leicht zu befolgen ist. Ich weiß es, viele andere sicher auch.

Zu leisem Orgelspiel wurde das Gedicht „Sternstunde“ von Ruth Heil vorgetragen. Ich kannte es nicht, aber es rührt mich an, nachdem ich es gelesen habe.

Gänsehaut wird mancher gehabt haben, als das Lied „Vergiss es nie / I Got You“ erklang: „Vergiss es nie, dass du lebst war keine eigene Idee, und dass du atmest, kein Entschluss von dir. Vergiss es nie, dass du lebst, war eines anderen Idee, und dass du atmest ein Geschenk an dich. Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Du bist du, das ist der Clou. Ja, du bist du.“

All dies geschah, während ich mich auf der A1 Richtung Heimat bewegte und bin froh, dass meine zweiten Augen und Ohren mir davon berichten konnten. Danke an mein Auge Cornelia und mein Ohr Irmgard. Ich wäre wohl genauso begeistert gewesen von diesem Gottesdienst der Sommerkirche, wie ihr, wenn ich dabei gewesen wäre.

 

Nach dem Schlussgebet erwartete die Gemeinde ein reichhaltiges Buffet, das gerne angenommen wurde. Am Ausgang bekam jeder Besucher einen kleinen runden Stein, der mit verschiedenen Motiven bemalt ist. Mein Schwager schenkte mir seinen mit einer Blume. Danke, so bin ich fast selbst dabei gewesen.

13.08.2017, Heino Paulisch

 

Gebet "Sternstunde" und die Geschichte vom Hund Jennie, sowie das Lied "Vergiss es nie" mit vollen Text zum Nachlesen.