Sommerkirche Campingplatz "Regenbogen" Leeden

Der Mann an der Schranke winkte uns zu. Meine Frau und ich suchten einen Parkplatz. „Sie wollen doch sicher zur Kirche,“ stellte er lächelnd fest. Wir nickten und er öffnete die Schranke. „Fahren Sie nach links, dort machen wir einen provisorischen Parkplatz auf, nur bis ganz nach oben können wir Sie nicht fahren lassen.“ Welch passender Vergleich zum Thema des Gottesdienstes, wie sich noch herausstellen sollte.

Wir folgten dem schwarzen Pfeil auf dem Schild „Gottesdienst 11.00 Uhr“ und fanden eine feste, überdachte Bühne vor, auf der die Vorbereitungen zum Gottesdienst im Gange waren.

Pfarrer Kossen sprach dann von der Vorläufigkeit unseres Seins. Nichts ist für immer verfügbar, obwohl es immer da war. Gott ist für uns nicht beliebig verfügbar. Er ist da, in der Weise des Vorübergehens. Niemand „hat“ ihn.

Da fiel mir der Mann an der Schranke ein. Ein Moment des Vorübergehens, „fahren Sie nach links, dort finden Sie einen Parkplatz“ sagte er. Toll, den hatte ich vor dem Gottesdienst nicht und nach dem Gottesdienst würde ich ihn wieder verlassen müssen. Aber ich hatte ihn vorübergehend.

Im Evangelium des heutigen Tages erzählt Matthäus von der Wanderung Jesus auf einen hohen Berg. Bei ihm sind die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes. Auf dem Berg werden Sie Zeugen einer Erscheinung. Sie sehen Jesus im Gespräch mit Mose und Elija. Petrus scheint beeindruckt von der Vollkommenheit dieses Moments. „Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“ Petrus möchte diesen Moment haben, weil er so vollkommen ist. Aber Gott ist nicht verfügbar. Jesus weiß das! Wir Menschen heute erfahren es täglich. Manchmal fühlen wir uns Gott so nah, wie heute beim Gottesdienst „… dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt.“ Aber manchmal ist er so fern, wir spüren ihn nicht in einer so scheinbar gottlosen Umwelt. Dann ist es schwer, Gott zu finden, der uns Halt gibt und unsere Haltung im täglichen Leben prägt.

Diese Stunde auf dem Campingplatz war wie das tägliche Leben. Gott war Anlass und Zweck der Versammlung von Christen. Es fehlten die schützenden Mauern der Kirche. Viele Eindrücke, die von Auge, Ohr und Nase rund um den Ort des Geschehens wahrzunehmen waren, lenkten ab, störten die Konzentration. In unseren Kirchen sind wir geschützt vor störenden Einflüssen und können uns voll auf Gott konzentrieren. Fehlten die Mauern wirklich? Ich finde, so ein Gottesdienst im Freien kann unsere Sinne schärfen. Die Nebengeräusche umgeben uns tagtäglich und wenn wir es schaffen, sie in den Hintergrund zu drängen, dann können wir Gottes Gegenwart besser erkennen und uns auf das Wesentliche konzentrieren.

Ich habe mich in dieser Stunde mit anderen davon überzeugt. Er ist da, Er ist für uns da, Er ist mitten unter uns! Eine Erfahrung die Gewissheit ist, aber eben nicht beliebig verfügbar nach meinem Geschmack.

Zufrieden wandte ich mich wieder meinem Alltag zu und verließ den mir zuvor zugewiesenen Parkplatz. Ein Platz der da ist, aber eben nicht verfügbar nach Belieben.

Nächstes Mal werde ich einen anderen Parkplatz finden.

 

Pfarrer Kossen dankte den Messdienern, der Musikgruppe, die sich spontan für diesen Gottesdienst fand, Sr. Marietheres und Frau Geretzki für die Vorbereitung und Begleitung sowie Frau Barlag für die Örtlichkeit und das gute Wetter. Zu guter Letzt begrüßte er Frau Carolin Wessels, die am 1. August ihren Dienst als Pastoralreferentin im Seelsorgeteam angetreten hat. Ich denke, wir werden bald von ihr hören.

6.8.2017, Heino Paulisch